Ich glaube ich muss an dieser Stelle nicht nochmal wiederholen was genau passiert ist, die Kurzfassung, es hat sich herausgestellt, dass Justin Sane ein heuchlerischer Arsch ist, der genau das mit Füßen tritt, wofür er mit Anti-Flag immer eingetreten sind.
Nochmal zu lesen z.B.
https://www.rollingstone.com/music/music-features/anti-flag-justin-sane-1234817170/ oder
https://www.laut.de/News/Anti-Flag-Aufloesung-nach-Missbrauchsvorwurf-21-07-2023-19822 oder an x anderen Stellen.
Als ich zuerst davon hörte, schwirrte mir der Kopf, ich bin definitiv jemand der immer zuerst dem Opfer glaubt, aber bei Justin fand ich das so unvorstellbar, dass ich irgendwie doch noch hoffte das sei alles ein Missverständnis zumal ja am Anfang (also im Podcast) auch kein Name genannt wurde. Das die Band alle ihr Internetseiten löschte fand ich weniger seltsam als anscheinend die Presse. Für mich war klar, dass eine Band wie Anti-Flag nach den Vorwürfen nur schwerlich weitermachen könnte, selbst wenn nichts dran sein sollte. Das stellt einfach ihre ganze Existenz auf den Kopf.
Als ich dann die weiteren Vorwürfe las, brach wirklich etwas für mich zusammen, - ok verglichen mit den Opfern ist das wohl alles Pillepalle was ich hier schreibe- aber ich fand Anti-Flag haben nicht nur großartige Musik mit großartigen Texten gemacht sondern waren für mich auch eine Band die trotz des Erfolges den Geist von Punkrock verbreitet haben.
Und das ist etwas das mir heute wirklich fehlt. In all den Jahren, seit ich mir Ende der 80 das erste mal Farbe über den rasierten Haarschopf gekippt habe, kamen und gingen viele Bands aber Anti-Flag ist eine der wenigen, die mir wirklich oft einen Ruck gaben nachzudenken und vielleicht ein besserer Mensch zu werden.
Die Bandmembers sind ja so ungefähr in meinem Alter und wie ich in einer Welt aufgewachsen, in der es noch gerade zu normal war Sexismus, Rassismus und -sucht euch jede andere Art von Diskriminierung aus- öffentlich vor die Nase geknallt zu bekommen. (Ok heute ist nicht alles golden, aber es hat sich definitiv einiges verbessert. )
Und die Punkszene war schon immer der Raum in dem jeder willkommen sein konnte, der jedem gehörte, wo jeder gleich war, sei es die Crowd vor der Bühne oder die Band darauf oder diejenigen die das alles organisiert haben, egal welches Geschlecht, welche Herkunft, welche sexuelle Identität whatever - jeder war ein Tel des Ganzen
Und genau dieser Respekt voreinander, die positive Message, das Füreinandereinstehen, das Zusammengehören, haben Anti-Flag über die Jahre so gut beibehalten wie keine andere Band mit ihrem Bekanntheitsgrad.
Und jetzt das! Ich könnte kotzen!
Nachdem viele kleine Clubs, AZs und Juzes die letzten Jahre nicht überlebt haben, Vorbands nur noch per Bookingagentur gebucht werden und auch sonst der ganze Punkrock-DIY Gedanke zerbröselt, bricht hier eine ganze Ecke aus meinem Weltbild und hinterlässt einen großen Batzen Resignation.
Um es mit den
Worten der anderen 3 Ex-Bandmitglieder zu sagen, "Fuck you"
Das letzte Mal sah ich Anti-Flag am 21.06. im Maison Bleue in Strasbourg, einem kleinen, völlig überhitzen Raum ohne Bühnenabsperrung ohne Schnickschnack, es war großartig und jetzt? Jetzt habe ich AF aus meinen Radioplaylisten gelöscht. . .